Home Wissen Gesundheit Verstauchung

Verstauchung

Distorsion


Eine Dehnung bzw. Zerrung von Bändern, auch Verstauchung genannt, heißt in der Fachsprache Distorsion. Häufige Formen sind beispielsweise die Zerrung der Außenbänder des Sprunggelenks durch das Umknicken des Fußes nach innen, sowie der Bänder des Knie- oder Daumengrundgelenks (Skidaumen).
Zu einer Verstauchung kommt es, wenn eine Kraft auf das Gelenk einwirkt, die dessen natürlichen Bewegungsumfang übersteigt. Dabei werden die gelenkführenden Bänder gezerrt und es entstehen kleine Faserrisse an der Gelenkkapsel. In der Regel sind Verstauchungen sehr schmerzhaft, so dass Betroffene das entsprechende Gelenk kaum noch bewegen können. Zusätzlich schwillt es an - in manchen Fällen kann sich ein Bluterguss (Hämatom) bilden.
Laut Statistik gehören Verstauchungen zu den häufigsten Sportverletzungen. Vor allem Sportler, die Ballsportarten (Fußball, Volleyball) oder Lauf- und Sprungdisziplinen betreiben, haben ein erhöhtes Risiko sich Verstauchungen zuzuziehen. Verstauchungen können aber auch durch Schläge, Stürze oder ruckartige Bewegungen entstehen.
Der Übergang zwischen Dehnung und Zerreißen von Gelenkbändern ist fließend. Ist die Dehnung zu stark, können die Bänder reißen. Darüber hinaus kann es gleichzeitig zu einem Knöchelbruch oder zu Absprengungen von knöchernen Anteilen kommen.

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Es ist wichtig, die Verstauchung bzw. Verletzung in den ersten Stunden genau zu beobachten! Sollten Sie starke Schmerzen und Schwellungen in der Gelenkgegend bekommen oder das Gelenk kaum oder gar nicht mehr bewegen können, ist ein Arztbesuch angebracht.

Ursachen

Aufbau von Gelenken:
Gelenke sind bewegliche Verbindungen zwischen zwei Knochen. Jedes Gelenk besteht unter anderem aus den Gelenkflächen der beteiligten Knochen, einem Gelenkspalt und der Gelenkflüssigkeit (Synovia). Diese wird von einer Gelenkkapsel umschlossen. Die äußere Schicht der Gelenkkapsel besteht aus festem Fasergewebe – den Kapselbändern, die die mechanische Festigkeit bzw. Beweglichkeit des Gelenks bestimmen.

Verstauchung:
Durch Verletzungen (Zerrung, Überdehnung) kann es zu Schwellungen der Gelenkkapsel kommen. Die aufgequollenen Bänder verlieren ihre Geschmeidigkeit und das Gelenk büßt seine Beweglichkeit mehr oder weniger weit ein.

Je nach Unfallhergang können die Bandstrukturen des Gelenks unterschiedlich stark beansprucht worden sein. Durch eine Dehnung wird das Gelenk gelockert und verliert an Halt. Zumeist reißen lokale Blutgefäße, eine auffallende Schwellung in diesem Bereich ist dann die Folge. Bei häufigen Verstauchungen können die betroffenen Bänder ausleiern, das Gelenk wird instabil und anfällig für Fehlbelastungen. Bei stärkeren Verletzungen können beispielsweise auch die Außenbänder oder die Gelenkkapsel einreißen.

In der Regel kommt es zu einer Verstauchung durch:

  • Sportunfälle z. B. beim Skilaufen, Fußballspielen oder Volleyball
  • Stolpern, Umknicken, Stürzen
  • Sogenannte „Schlottergelenke“ (abgenutzte Gelenke) durch häufige Überdehnung
     

Symptome

Schmerzen, Schwellung, eingeschränkte Beweglichkeit und in manchen Fällen ein Bluterguss sind typische Anzeichen für eine Verstauchung. Art und Ausprägung der Beschwerden sind abhängig davon, wie stark die Gelenkbänder betroffen sind. Je intensiver die Verletzung ist, desto größere Schmerzen verspürt der Betroffene.
Da die anfänglichen Symptome bei fast allen Verstauchungen gleich sind, ist der Grad der Verletzung für den Laien nicht zu erkennen. Aus diesem Grund sollte die Verletzung bei starken Schmerzen und beim Auftreten eines Blutergusses unbedingt ärztlich versorgt werden!

Überblick gängiger Symptome bei einer Verstauchung (Distorsion):

  • Das betroffene Gelenk schwillt an und verursacht (starke) Schmerzen
  • Es kann sich ein Bluterguss bilden, der im weiteren Verlauf die Farbe wechselt
  • Die Bewegungsmöglichkeit und Belastbarkeit des Gelenks ist eingeschränkt
  • Das Gelenk ist insgesamt instabil
  • Es wird eine Schonhaltung des betroffenen Gelenks eingenommen, um Schmerzen zu vermeiden.


Diagnose

In vielen Fällen ist eine Überdehnung der Bänder nur von kurzfristiger Dauer und die Gelenkflächen kehren nach kurzer Zeit wieder in die richtige Stellung zurück. Wenn aufgrund einer andauernden Symptomatik ein begründeter Verdacht für eine ernsthafte Verletzung besteht, ist es ratsam, einen Experten aufzusuchen.

Die Schwellung um die betroffene Gelenkkapsel sowie die Beschwerden der Patienten sind so typisch, dass die Diagnose schon anhand der Anamnese (Befragung des Patienten zur Krankengeschichte) und einer gründlichen körperlichen Untersuchung gestellt werden kann. Nach einer detaillierten Beschreibung des Unfallhergangs wird der Arzt das betroffene Gelenk untersuchen. Dabei ist es wichtig, Begleitverletzungen und folgenschwere Schäden auszuschließen.

Der Arzt wird auf Schwellung, Druckschmerzen und Blutergüsse achten. Darüber hinaus wird die Beweglichkeit des Gelenks untersucht. Bei einer Bandverletzung lässt sich das Gelenk unnatürlich weit „aufklappen“, das heißt in eine Richtung bewegen, die den normalen Bewegungen nicht entspricht. Diese Funktionsprüfung sollte allerdings erst dann erfolgen, wenn sichergestellt ist, dass der Betroffene keinen Knochenbruch erlitten hat.

Die Diagnose wird in der Regel durch bildgebende Verfahren erweitert. Ziel der Diagnostik ist es, die Schwere der Verletzung zu erfassen und zusätzlich Begleitverletzungen (beispielsweise an Knochen, Nerven oder Knorpel) auszuschließen bzw. zu diagnostizieren.

Folgende Verfahren stehen dem Arzt zur Verfügung:

  • Röntgenaufnahmen des Gelenks in verschiedenen anatomischen Ebenen
  • Darstellung einzelner Schichten durch Computertomographie (CT)
  • Kernspintomographie (MRT)

 

Therapie

Jede Verstauchung wird individuell behandelt. Dabei richtet sich die Therapie nach Schweregrad und Verlauf der Verletzung, nach dem Alter des Patienten und nach seiner sportlichen Aktivität.

Bei einer Bänderdehnung ohne besondere Komplikationen wird das betroffene Gelenk zwei bis sechs Wochen geschont, unter Umständen auch mit elastischen Binden oder einer Schiene ruhig gestellt. Darüber hinaus können die Beschwerden mit entsprechenden Schmerzmitteln bzw. abschwellenden Medikamenten gelindert werden. Das Gelenk sollte im Wesentlichen hoch gelagert und gekühlt werden, um Blutergüsse klein zu halten.

Bei einem Bänderriss reicht es in der Regel aus, das Gelenk konservativ, also beispielsweise mit einer Gipsschiene, ruhig zu stellen. In manchen Fällen – vor allem bei jungen Sportlern – wird eine operative Therapie vorgezogen. Dabei werden die gerissenem Bänder des Gelenks wieder zusammengeführt, der Bluterguss im Gelenk ausgeräumt und eventuelle Absprengungen von Knochen oder Knorpel entfernt. Nach einem operativen Eingriff sollte das Gelenk für mindestens ein bis zwei Monate geschont bzw. ruhig gestellt werden! Zusätzlich kann eine physiotherapeutische Behandlung (Lymphdrainage, Elektrotherapie) notwendig werden. Für Sportler gilt innerhalb des nächsten halben Jahres das Gebot: Keinen Sport ohne spezielle Bandagen, die das Gelenk schützen!

Bei eher harmlosen Verletzungen, bei denen keine ärztliche Therapie nötig ist, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Die betroffene Region mit Kühl-Packs, Eisbeuteln oder kalten Umschlägen kühlen
  • Auftragen von kühlenden Salben und Gelen (z. B. mit Menthol oder Arnika)
  • Schonung des Gelenks
  • Behandlung der betroffenen Stelle mit Wärme (je nach eigenem Wohlbefinden bei der Behandlung)
  • Einsatz von natürlichen oder homöopathischen Heilmitteln gegen Schwellungen und Entzündungen.
     


Die richtigen Sofort-Maßnahmen:
Grundsätzlich gilt: Kommt es zu einer Muskel- oder Gelenkverletzung, sollte man sofort die richtigen Maßnahmen ergreifen, um Folgeschäden so gering wie möglich zu halten.

Üblicherweise wird hier die sogenannte PECH-Regel empfohlen.

  • Pause: Pause einlegen. Nach der Verletzung sollten sportliche Betätigungen eingestellt und weitere Belastungen vermieden werden!
  • Eis: Eis auflegen. Durch Kühlung verengen sich die Blutgefäße, Schwellungen und Blutungen werden verringert. Kälte lindert den Schmerz in den betroffenen Körperteilen.
  • Compression: Kompression anlegen. Durch einen rechtzeitigen Druckverband (Kompressionsverband) werden Ausdehnungen von Blutungen und Schwellungen unterbunden.
  • Hochlagerung: Bein hochlagern. Um den Blutrückfluss zu verbessern, sollte das betroffene Gelenk möglichst über Herzhöhe gelagert werden. Schwellungen und damit verbundene Schmerzen können so vermindert werden.


Vorbeugen

Die einfachste und effektivste Maßnahme, Verstauchungen zu vermeiden, ist die Vorbeugung vor Unfällen und Stürzen! Hier einige Tipps:

  • Beim Sport auf sicheres und zweckmäßiges Schuhwerk achten
  • Für Sportler ist es wichtig, sich vor dem Training richtig aufzuwärmen
  • Vermeiden Sie (zu) hohe Absätze
  • Wenn Sie schon häufiger eine Verstauchung hatten, ist es ratsam, Bandagen oder Stützstrümpfe zu tragen
  • Nach neuesten Erkenntnissen kann ein spezielles Training für die Wahrnehmung der Körperhaltung (Propriozeptionstraining) helfen, kurzzeitige Unachtsamkeit – und damit Umknicken – zu verhindern.


Banner
Banner
Banner