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Rheuma

Rheumatoide Arthritis


Zu den häufigsten chronischen Gelenkerkrankungen der heutigen Zeit gehört die Rheumatoide Arthritis – von Laien oft auch als Rheuma bezeichnet.

Der Begriff Rheuma ist nicht ganz korrekt, da er in der Medizin als Oberbegriff für fast alle Krankheiten von Stütz- und Bindegewebe des Bewegungsapparats zählt. Auch wenn hinsichtlich der Ursachen der Krankheit unter den Experten weiterhin diskutiert wird, handelt es sich bei der Rheumatoiden Arthritis (auch chronische Polyarthritis genannt) aus heutiger Sicht der Wissenschaft um eine Autoimmunerkrankung, die fast jede Altersklasse treffen kann, vor allem aber mit zunehmendem Alter auftritt. In der Regel beginnt sie an den kleinen Fingergelenken und äußert sich durch typische Symptome wie Schmerz und Steifheit der betroffenen Gelenke. Im weiteren Verlauf kann die Krankheit auch andere Organe wie beispielsweise Haut und Augen beeinträchtigen.

Hierzulande leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung an Rheumatoider Arthritis, Frauen haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko daran zu erkranken als Männer.

Das Immunsystem der Betroffenen richtet Antikörper gegen verschiedene körpereigene Gewebe und Gelenke. Zu den Ursachen der fehlgeleiteten Reaktion des Immunsystems werden erbliche Faktoren ebenso wie Umwelteinflüsse gezählt. Bis heute gibt es trotz des wissenschaftlichen Fortschritts noch viele Unklarheiten über den genauen Verlauf der Krankheit. Spezialisten gehen aber davon aus, dass die Veranlagung eine wichtige Rolle bei der Entstehung spielt.

Die Rheumatoide Arthritis ist abzugrenzen von ähnlichen rheumatischen Erkrankungen wie:

 

  • Verschleißbedingten Beschwerden wie die Arthrose
  • Gicht
  • Sklerodermie (Autoimmunerkrankung, bei der sich die Haut verdickt und verhärtet)
  • Bindegewebserkrankungen (z.B. Lupus Erythematodes)

 

Ursachen

Die Ursachen der rheumatischen Arthritis sind noch nicht endgültig geklärt und es herrschen Zweifel über ihren Ursprung. Bekannt ist aber, dass das Immunsystem irrtümlicherweise Antikörper gegen das eigene Gewebe richtet und damit die Innenschicht der Gelenke zerstört.
Die Zerstörung, die einen regelrechten Zerfall des Gewebes mit sich bringt, führt dazu, dass das Abwehrsystem erneut Antikörper bildet. Gleichzeitig werden Botenstoffe ausgesendet, die die Entzündungsreaktion stärker werden lassen. Die Autoimmunerkrankung Rheumatoide Arthritis läuft so kontinuierlich, da ständig neue Abwehrzellen gebildet werden.
Dieser Vorgang kann in den Augen der Wissenschaftler durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Generell lassen sich Umweltfaktoren von erblichen Faktoren differenzieren. Inwiefern die Ernährung oder Lebensmittelallergien eine Krankheitsentwicklung begünstigen bzw. beschleunigen, ist unsicher. Experten raten bei familiärer Vorbelastung häufig zu fleischarmer Ernährung, da sogenannte „Arachidonsäuren“ im Fleisch unter anderen zu den Bausteinen der körpereigenen Entzündungsstoffe zählen. Hintergrund der Empfehlung ist, dass der Körper durch den Mangel an dieser Säure möglicherweise weniger Entzündungsstoffe bildet.


Symptome

Die Schmerzen und Morgensteifigkeit vor allem der Hand- und Fingergelenke sind typische Symptome der rheumatischen Arthritis. Zu Beginn der Krankheit können auch sehr unspezifische Krankheitszeichen in Erscheinung treten:

  • Abgeschlagenheit, Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Leichtes Fieber ohne Erkältunganszeichen
  • Schmerzen in den Fingergelenken schon bei leichtem Händedruck
  • Durchblutungsstörungen


Im weiteren Verlauf kommen, zusätzlich zu den Schmerzen und der Morgensteifigkeit, eindeutige Symptome der Krankheit hinzu:

Gelenkentzündung
Betroffene leiden unter angeschwollenen, rötlichen und schmerzenden Gelenken, speziell in den Fingergrund- und Fingermittelgelenken. Die Gelenke sind in der Regel symmetrisch auf jeder Seite geschwollen. Im Laufe der Zeit kann sich der Entzündungsprozess auch auf andere Körperregionen wie Sehnen, Bänder und Knochen ausbreiten.

Gelenkverformung
Häufig kommt es zu Verformungen der Finger. Dabei knickt das letzte Fingerglied nach unten weg. Zusätzlich treten die Fingerknöchel der Fingermittelgelenke nach oben.

Rheumaknoten
Bei etwa einem Fünftel der Erkrankten bilden sich elastische Knoten an den Streckseiten und Sehnen des Unterhautfettgewebes.

Organbeteiligung
Zusätzlich zu den üblichen Beschwerden kann es zu einer Bindegewebsvermehrung in der Lunge oder auch einer Rippenfellentzündung kommen. Andere Organe wie Herz, Blutgefäße, Augen oder Speichel- und Tränendrüsen können ebenso betroffen sein. Häufig leiden Patienten an Hautdefekten, vor allem an Unterschenkeln und Fußrücken.

Eingeschränkte Bewegung
Durch die anhaltenden Schmerzen und die Schädigungen der Gelenke sind Versteifungen und verminderte Bewegungsfähigkeit häufige Folgen der Rheumatoiden Arthritis. Auch Fehlstellungen der Gelenke sind nicht selten.


Diagnose

Typische körperliche Merkmale und die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte geben erste Hinweise auf die Krankheit. Eine eindeutige Diagnose ist am Anfang der Krankheit recht schwierig. Oftmals sind die Symptome im Frühstadium der Krankheit sehr unspezifisch und schlecht zu differenzieren. Suchen Sie aus diesem Grund einen erfahrenen Facharzt (Rheumatologen) auf und beschreiben Sie Ihre Beschwerden ausführlich! Um Folgeschäden zu vermeiden, bzw. zu verzögern, ist es äußerst wichtig, frühzeitig mit einer gezielten Therapie zu beginnen.

Abgesehen von den typischen körperlichen Merkmalen gibt es eine Reihe diagnostischer Methoden, die den Krankheitsbefund absichern können:

  • Entzündungszeichen im Blut: Unspezifische Entzündungszeichen wie das erhöhte C-Reaktive Protein (CRP-Wert), die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BKS) und das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) unterstützen die Diagnose. Eine Erhöhung dieser Werte ist allerdings nicht maßgeblicher und sicherer Indikator für die Diagnose: Rheumatoide Arthritis
  • Rheumafaktor: Ein positiver Rheumafaktor (Eiweißstoff im Blut) kann ein weiteres Anzeichen für die Krankheit sein. Um diesen Faktor korrekt zu interpretieren, sind Fachwissen und lange Erfahrung auf diesem Gebiet nötig, da der Faktor bisweilen auch bei Viruserkrankungen, bösartigen Tumorerkrankungen oder gesunden Menschen nachgewiesen werden kann
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen- und Kernspin-Tomographie-Untersuchungen sind wichtiger Teil der Rheuma Diagnostik. Werden mittels dieser Verfahren Veränderungen an mehreren Gelenken entdeckt, weist dies zumeist auf eine Erkrankung an Rheumatoider Arthritis hin. Auch Ultraschalluntersuchungen können eingesetzt werden, um Gelenkergüsse und Entzündungen zu erkennen, die möglicherweise Hinweis auf eine Erkrankung an Rheumatoider Arthritis geben.
  • Zu den spezifischen Erkennungszeichen für Rheumatoide Arthritis zählt der Nachweis von Antikörpern gegen citrullinierte Protein Antigene, den sogenannten "ACPAs". Werden diese Eiweißstoffe im Blut zusätzlich zu weiteren genannten typischen Merkmalen nachgewiesen, so ist die Diagnose sicher.
  • Das American College of Rheumatology hat Kriterien erstellt, die der Diagnosefindung dienlich sind. Wenn vier oder mehr der unten genannten Kriterien beim Patienten festgestellt werden können, ist mit Sicherheit von Rheumatoider Arthritis auszugehen:

          o Morgensteifigkeit der Gelenke über mehrere Wochen
          o Entzündliche Veränderungen und Schwellungen an mindestens drei Gelenken
          o Schmerzen, Rötung und Erwärmung der Hand- und Fingergelenke
          o Spiegelgleiche Schwellung der Gelenke an beiden Körperhälften
          o Rheumaknoten
          o Positiver Nachweis von Rheumafaktoren
          o Typische Abweichung der Fingergrundgelenke von der Norm


Therapie

Auch wenn es bislang nicht möglich ist die Krankheit ursächlich zu heilen: Frühzeitig begonnene Therapiemaßnahmen können helfen die Schmerzen zu lindern, die Bewegungsfähigkeit zu fördern und den Krankheitsverlauf weitestgehend hinauszuzögern. Dies erfordert von Anfang an eine wirksame medikamentöse Therapie.

Handeln Sie dabei niemals in Eigenregie, sondern lassen Sie sich von einem Spezialisten beraten!

Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Behandlung von Rheumatoider Arthritis werden die Medikamente allgemein in vier Gruppen eingeteilt:

  • Schmerzmittel (Analgetika) wie Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Präparate die kein Kortison enthalten
  • Kortikosteroide: Medikamente die stark entzündungshemmend wirken
  • Basistherapeutika: Arzneimittel, die die Entzündung abschwächen und den Prozess der Gelenkdegeneration verlangsamen können. Gegenwärtige Konzepte der Krankheitsbehandlung zeichnen sich dadurch aus, dass sie verschiedene Methoden miteinander kombinieren. In der Frühphase der Rheumatoiden Arthritis ist es besonders wichtig, Basistherapeutika einzusetzen, da sie die gelenkzerstörenden Prozesse von Anfang an bremsen. Darüber hinaus sollten entzündungshemmende und schmerzlindernde Maßnahmen durchgeführt werden – sie steigern die Beweglichkeit und erhöhen die Lebensqualität der Patienten. Kortisonhaltige Medikamente eignen sich vor allem für akute Krankheitsschübe. Sie wirken Entzündungen entgegen.


Operation
In manchen Fällen werden zusätzlich zur medikamentösen Therapie auch operative Eingriffe in Erwägung gezogen. Bei der Synovektomie wird beispielsweise die beschädigte Gelenkschleimhaut entfernt. Dadurch wird ein Rückgang der Entzündung bewirkt. Weitere Möglichkeiten bieten die Gelenkresektion (vollständige Entfernung des erkrankten Gelenkes) oder die Gelenkversteifung.

Physio- und Ergotherapie
Wichtige Maßnahmen bei Rheumatoider Arthritis sind neben der medikamentösen Behandlung regelmäßige Krankengymnastik und Ergotherapie. Ziel der Bewegungstherapie ist die Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung der Beweglichkeit und dabei sehr häufig die Schmerz-Reduktion. Bei der Ergotherapie werden unter anderem alltagstaugliche Bewegungsabläufe erlernt und der Betroffene wird darin geschult, wie er mit Körperempfindungsstörungen oder psychischen Problemen umgehen kann.

Phytotherapie
Vielversprechende Ergebnisse zeigen auch alternative Behandlungsweisen, wie z. B. die Phytotherapie. Die Heilmethode ist auf pflanzlicher Basis (z. B. Einsatz von Teufelskralle) und eignet sich ausschließlich in Kombination mit den Basistherapeutika. Ihr ergänzender Einsatz kann helfen, Symptome zu lindern und so die Lebensqualität zu erhöhen.


Vorbeugen

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Rheumatoide Arthritis sind bisher nicht bekannt. Wenn Sie von der Krankheit betroffen sind, sollten Sie sich regelmäßig bewegen, damit alle Gelenke gleichmäßig belastet werden. "Wer rastet der rostet" -  dieser Satz gilt nicht nur für den gesunden Menschen, sondern in erster Linie für den, der schon eine Grunderkrankung hat. Lassen Sie sich von Spezialisten und Fachpersonal beraten, welche Therapie am besten für Sie ist. Entscheidend für den Verlauf der Krankheit ist eine gezielte Schmerztherapie, um der Bewegungslosigkeit und damit einer Verschlimmerung der rheumatischen Arthritis entgegenzuwirken!



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