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Schulterschmerzen

(Omalgie)



Der Schultergürtel
Unser Schultergürtel verbindet die Knochen der oberen Extremitäten (Arme) mit dem Körperstamm. Die Muskulatur des Schultergürtels fixiert das Schulterblatt und ermöglicht somit Bewegungen der Schulter. Im Ganzen besteht der Schultergürtel aus acht Einzelgelenken und gehört zu den beweglichsten Gelenken des menschlichen Körpers. Doch so beweglich und flexibel das Schultergelenk auch ist, so anfällig ist es auch für Verletzungen und Entzündungen. Demnach dürfte es nicht verwundern, dass Schulterschmerzen zahlreiche Gründe haben können.

Schulterschmerzen – ein Krankheitsbild mit vielen Facetten
Schulterschmerzen, in der Fachsprache auch als Omalgie bezeichnet, gehen meist von den Sehnen, der Gelenkkapsel oder der Gelenkflüssigkeit aus. Zu Grunde liegen vor allem Verschleiß, eine Verletzung oder Entzündung, seltener ein Tumor oder eine neurologische Erkrankung oder eine Gefäßerkrankung. Auch eine Schleimbeutelentzündung kann als Ursache für Schulterschmerzen in Frage kommen. In der Regel empfindet der Betroffene die Schmerzen nicht in der Schulter selbst, sondern in einer benachbarten Region wie im schulternahen Oberarm oder sogar ausstrahlend bis hin zur Hand. Das Krankheitsbild bei Schulterschmerzen kann je nach Ursache und Ausmaß der Erkrankung sehr verschieden sein. Bei Beschwerden, die über einen längeren Zeitraum als 12 Wochen anhalten, spricht man von chronischen Schulterschmerzen.

Typische Auslöser von Schulterschmerzen sind:

  • Gelenkarthrose (Verschleiß insbesondere des Schultereckgelenks)
  • Verletzungen (Brüche, Ausrenkung, Verrenkung, Bänderriss)
  • Rheuma (entzündlich und degenerativ)
  • Bakterielle Entzündungen des Schultergelenks
  • Schulter-Arm-Syndrom
  • Schultersteife („Frozen shoulder“)
  • Einklemmungserscheinung (Impingement-Syndrom)
  • Schleimbeutelentzündungen
  • Verkalkungen der Sehnen
  • Fehlhaltungen mit Verspannung der Muskulatur


Erster Ansprechpartner für Schulterschmerzen sollte der Hausarzt oder auch ein Facharzt für Gelenke – ein Orthopäde – sein. Grundsätzlich gilt: Je früher man bei Schulterschmerzen den Arzt aufsucht, desto größer sind die Heilungschancen. Ein wichtiger Punkt wenn man bedenkt, dass die Lebensqualität der Betroffenen durch die Schulterschmerzen häufig empfindlich eingeschränkt ist.


Ursachen

Für Schulterschmerzen können verschiedene Ursachen in Frage kommen. Experten sind heute allerdings der Meinung, dass die Arthrose, die weithin als typischer Auslöser gilt, nicht zu den häufigsten Gründen für Schulterschmerzen zählt. Vielmehr sind es Verletzungen oder Verschleißerscheinungen, die die Schmerzen entfachen und unbehandelt zu weiteren Schäden des Bewegungssystems führen können.
Darüber hinaus können z. B. Fehlhaltungen des Kopfes bei der Schreibtischarbeit oder bei sportlich einseitiger Belastung zu schmerzhaften Muskelverspannungen im Nacken führen, die in die Schulter und den Oberarm ausstrahlen und hier den Verdacht fälschlicherweise auf die Schulter lenken. Psychische Einflüsse können die Verspannung zusätzlich verstärken.
Auch degenerative Veränderungen, wie Bandscheibenvorfälle oder Knochensporne an Wirbeln, können die Nerven reizen oder zusammendrücken und schmerzhaft in Schulter und Arme ausstrahlen.
Treten die Schmerzen vorwiegend in der Nacht auf, wenn man die betroffene Schulter beim Drehen bewegt, so kann dies unter anderem auf verletzungsbedingte Risse in der Rotatorenmanschette der Schulter, auf Kalkablagerungen oder auch auf eine Schultersteifigkeit (Frozen shoulder) hindeuten.
Sind die Schmerzen eher bei kaltem, feuchtem Wetter präsent, kann man in der Regel von einer verschleißbedingten Ursache ausgehen.

Schulterschmerzen können unter anderem durch folgende Leiden entstehen:

  • Schulter-Arm-Syndrom: Bezeichnung für sämtliche Schulter-Arm-Schmerzen, die von der  Halswirbelsäule ausgehen. Sie entstehen mitunter durch Fehlhaltungen, degenerative Veränderungen (Osteoporose, Bandscheibenvorfall), Wirbelfrakturen, Beschleunigungstrauma bei Unfällen oder Abszesse und Tumore der Wirbelsäule.
  • Rotatorenmanschettensyndrom (Impingementsyndrom): Das Rotatorenmanschettensyndrom entsteht durch eine Sehnenentzündung oder -verletzung. Das Syndrom tritt gehäuft nach Erreichen des 30. bis 40. Lebensjahrs auf. Verursacht wird die Verletzung meist durch Dreh- und Hebebewegungen, alltägliche Bewegungen, wie Fensterputzen oder Streichen, und letztendlich auch durch den altersbedingten Verschleiß.
  • Schulterverrenkung (Luxation): Unter einer Schulterluxation versteht man die vollständige Ausrenkung des Schultergelenks. Betroffen sind vor allem Sportler, bei denen die Schulter durch kräftige Überkopfbewegungen oder Stürze auf den Arm ausrenkt. Das Risiko für eine Luxation erhöht sich, wenn das Schultergelenk bereits einmal ausgerenkt war.
  • Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Eine Bursitis ist eine akute oder chronische Entzündung eines Schleimbeutels. Bei der chronischen Form kommen häufig Kalkablagerungen im Schleimbeutel hinzu. Auslöser der Erkrankung sind in der Regel Überbelastungen bei wiederkehrenden Bewegungen (Sport, Beruf), Verletzungen eines Schleimbeutels, Infektionen oder rheumatische Erkrankungen.
  • Schultersteife: Die ursächlichen Gründe für die Entstehung einer steifen Schulter sind weitgehend unbekannt. Beobachtungen zeigen jedoch, dass die Erkrankung häufig mit Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion) und Herz-Kreislauferkrankungen einhergeht.
  • Schultergelenksarthrose: Die Arthrose bezeichnet eine Abnutzung des Schultergelenks mit degenerativen Veränderungen des Knorpels und des Knochens. Die genauen Ursachen sind unklar. Man vermutet, dass mechanische Faktoren, biologische Alterungsprozesse und nicht zuletzt genetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung spielen.
  • Schultereckgelenkssprengung: Bei dieser Form der Verletzung kommt es durch eine heftige äußere Einwirkung (beispielsweise Sturz auf die Schulter) zur Sprengung von Teilen des Schultergelenks. Man kann die Verletzung am sogenannten Klaviertastenphänomen erkennen, das heißt, das Schlüsselbeinende kann vom Arzt wie eine Klaviertaste nach unten gedrückt werden und springt beim Loslassen wieder in die Ausgangsposition.

Darüber hinaus können weiter Ursachen wie entzündliche oder degenerative rheumatische Erkrankungen, bakterielle Entzündungen, Durchblutungsstörungen des Schultergelenks oder eine Entzündung des Armnervengeflechts der Schulter (neuralgische Schulteramyotrophie) zu schmerzhaften Erscheinungen an der Schulter führen.


Symptome

Typische Anzeichen für Schulterschmerzen sind Bewegungs- und Funktionseinschränkungen des Schultergelenks, Schmerzen unterschiedlicher Art (brennend, stechend, ausstrahlend) und Druckschmerzen.

Die Beschwerden können allerdings sehr verschiedenartig ausfallen und weisen damit auf einen unterschiedlichen Ursprung hin:

  • Belastungsabhängige Schmerzen, Probleme beim Heben oder Beugen des Arms, abgeschwächte Muskelkraft (Impingement-Syndrom: Einklemmungserscheinungen)
  • Gelenkbeweglichkeit ist schmerzhaft eingeschränkt, Entzündungszeichen (Rötung, Erwärmung, Schwellung) im Bereich des Gelenks, Druckschmerzen (Schleimbeutelentzündung)
  • Schmerzen vor allem in Ruhe und bei Nacht, zunehmende Versteifung des Gelenks vor allem beim Heben (Schultersteife)
  • Schwellung und bewegungsabhängige Schmerzen (Arthrose)
  • Morgensteifigkeit, Bewegungsschmerzen, teilweise Verformungen und Schwellungen der Gelenke, Müdigkeitserscheinungen, schlechter körperlicher Zustand, teilweise mit Fieber (rheumatische Erkrankungen)
  • Nacken- und Schulterschmerzen, ausstrahlend in Arm, Hände und Finger, eingeschränkte Kopfbeweglichkeit, Kribbeln und Taubheitsgefühle (Schulter-Arm-Syndrom)
  • Spontan- und Belastungsschmerz, Durchblutungsstörungen, Störungen der Sensibilität und der Bewegungsmöglichkeit (Schultereckgelenkssprengung)


Diagnose


Anamnese-Gespräch

Die Krankengeschichte (Anamnese) und eine sorgfältige Untersuchung des Bewegungssystems, vor allem der Schulter, geben bereits erste Hinweise auf die Entstehungsursache. Entscheidender Bestandteil des Anamnesegesprächs sind die sogenannten W-Fragen:

  • Wo ist der Schmerz lokalisiert und strahlt er in andere Bereiche des Körpers aus?
  • Wie lange existieren die Schmerzen schon? Länger als 12 Wochen?
  • Wie kam es zu den Schmerzen? Plötzlich, schleichend, nach einem Unfall, einer falschen Bewegung oder einer Überbelastung?
  • Wobei verschlechtert sich der Schmerz? Ist er belastungsabhängig, tritt er in Ruhe oder nachts auf, beim Sport oder durch ständige berufliche Fehlbelastung?

Darüber hinaus wird der Arzt nach früheren Operationen, vergangenen Schultererkrankungen und bekannten Begleiterkrankungen wie Tumoren, Infektionen, Wirbelsäulen- oder Muskelerkrankungen und Herz- bzw. Lungenkrankheiten fragen.

Die klinische Untersuchung
Die klinische Untersuchung des Schulterbereichs umfasst neben einer ausführlichen Inspektion der Haltung auch eine Kontrolle auf typische Anzeichen wie Entzündungszeichen, Blutergüsse, Hautveränderungen, Schwellungen oder auch Verformungen. Zusätzlich prüft der Arzt die betroffenen Areale auf Überwärmung, lokalen Druckschmerz und Beweglichkeit.

Die Bewegungsmöglichkeit des Schultergelenks wird aktiv und passiv überprüft und beurteilt. Dem behandelnden Arzt stehen dazu unterschiedlichste Funktionstests zur Verfügung, die ihm Anhaltspunkte zur Krankheitsbestimmung geben.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten
Zur weiteren Diagnoseabsicherung und Abklärung des Schweregrades der Erkrankung stehen dem Arzt folgende Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren gehören:

  • Röntgenuntersuchungen (Zur Darstellung der Gelenkanteile, Schäden im Knochen)
  • Computertomographie (Zur Darstellung von Weichteilen, zur Erkennung einer Schulterluxation)
  • Magnetresonanztomographie (Eignet sich besonders gut zur Darstellung von Gelenks-erkrankungen mit Beteiligung von Nerven, Bändern und Muskulatur)
  • Ultraschall (Zur Beurteilung von Weichteilen, Flüssigkeitsansammlungen in Gewebe und Gelenken)
  • Knochenszintigrafie (Zur Abklärung von Tumoren oder Entzündungen)


Weitere Untersuchungen, die der Arzt im Zuge der Diagnoseabsicherung durchführen kann:

  • Blutuntersuchung
  • Gelenkpunktion
  • Gewebeentnahme
  • Gelenkspiegelung

 

Therapie

Die Behandlungsstrategie bei Schulterschmerzen richtet sich in erster Linie nach den Ursachen der Beschwerden.

Zur konservativen Therapie zählen:

  • Medikamente: Schmerztherapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NRSA) (wirken entzündungs- und schmerzhemmend), mehr oder weniger starke morphinhaltige Schmerzmittel (bei Bedarf), Muskelrelaxanzien (Medikamente zur Entspannung der Muskulatur), lokale Betäubungsmittel
  • Kurzfristige Ruhigstellung des Schultergelenks
  • Physikalische Anwendungen (Kälte in der Akutphase, Wärme bei chronischen Schmerzen)
  • Krankengymnastik
  • Verhaltenstherapie
  • Akupunktur
  • Stoßwellentherapie
  • Betäubung des Plexus brachialis (Schmerzempfinden wird durch eine Blockade des Armnervengeflechts gedämpft)
  • Antibiotikatherapie und Ruhigstellung bei Infektionen

Zu den gängigen chirurgischen Behandlungsverfahren zählen:

  • Stabilisierende Eingriffe an der Hals-Wirbelsäule
  • Beseitigung eines Bandscheibenvorfalls
  • Schultergelenkspiegelung zur Entlastung und Druckminderung
  • Schleimbeutelpunktion, gegebenenfalls Bursektomie (Schleimbeutelentfernung)
  • Frakturbehandlung bei Schultereckgelenkssprengung (z. B. Kirschnerdraht)
  • Gelenkversteifung (Arthrodese) bei rheumatischen Erkrankungen
  • Synvektomie (Ausräumung von entzündeter Gelenkhaut)

Welche Therapiemaßnahmen im individuellen Fall in Frage kommen, sollte im Gespräch mit dem behandelnden Arzt geklärt werden. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist die aktive Mitarbeit des Patienten. Schonung beziehungsweise gezielte physiotherapeutische Übungen sind meist unumgänglich. Da Operationen im Schulterbereich häufig sehr kompliziert sind und viel Erfahrung voraussetzen, ist es ratsam, einen Spezialisten aufzusuchen.


Vorbeugen

Grundsätzlich empfiehlt es sich das Schultergelenk nicht zu stark zu beanspruchen, um Schulterschmerzen vorzubeugen.

Wenn Sie folgende Tipps beachten, können Sie dazu beitragen, Schulterschmerzen vorzubeugen:

  • Wer die Arme viel durch eine Überkopf-Haltung beansprucht, sei es beim Sport oder bei der Arbeit, sollte gelegentlich eine Pause einlegen, um die Schultergelenke zu entlasten.
  • Schwere Lasten sollten möglichst körpernah getragen werden.
  • Schlafen Sie statt auf der Seite lieber auf dem Rücken – das sorgt für geringeren Druck auf die Schulter.
  • Wer häufig am Computer arbeitet, sollte auf eine schulterfreundliche Körperhaltung achten!
  • Kräftigen Sie die Muskulatur Ihrer Schulter mit regelmäßigem Training.
  • Um die Schulter wirklich schmerzfrei zu halten, sollten Sie nach einem Aufbautraining die Muskulatur und die Bänder ausgiebig dehnen. Nur so kann man verhindern, dass sich Muskeln verkürzen und ein Ungleichgewicht im Schultergelenk entsteht.

 



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